Laub - Leben - Kreislauf


Immer noch wird das nutzbringende Laub der blattabwerfenden Gehölze bergeweise von den Beeten gefegt, geblasen, gesaugt und schlimmstenfalls über die Mülltonne unweigerlich für immer vernichtet. Was da so farbenfroh auf den Boden fällt, ist die Gartenerde von morgen. Warum? Bäume und Sträucher entziehen dem Boden wichtige Nährstoffe, die im Blatt festgelegt werden. Werden die Tage in unserer gemäßigten Klimazone dunkler und kälter, wird unwillkürlich bei vielen Pflanzen das energiereiche Chlorophyll langsam abgebaut. Das lebensbejahende Blattgrün verliert sich, andere, bisher nicht sichtbare Farbstoffe des Blattes erscheinen dann als besonders schöne Herbstfärbung.


Entsorgen des Herbstlaubes?



Grundsätzlicher Nährstoffentzug lebensnotwendiger Makronährstoffe und Spurenelemente für die Flora. Das aktive Bodenleben wird durch ENTZUG DER BIOMASSE nachhaltig verringert (Mikroorganismentätigkeit, Regenwurmaktivität), somit ist der natürliche biologische Kreislauf (siehe nicht nur Wald) gestört. Notwendiger Verdunstungsschutz des Gartenbodens wird verringert. Laub sorgt auch dafür, dass der Wasserhaushalt im Boden stimmt und die Gefahr von Kahlfrösten durch Winterschutz verringert wird. Wer seine natürliche Laubisolation beseitigt, verhindert einen geregelten Temperaturhaushalt im Boden und sorgt dafür, dass durch Regen und schmelzenden Schnee verstärkt Erosion- und Auswaschungsgefahr der Bodenoberfläche besteht. Um das Ganze auf eine verständliche Falllaub-Formel zubringen: Laub = Leben.


Naturkreisläufe nicht zerstören


Die Natur hat es so eingerichtet, dass zahlreiche Nährstoffe wieder zurück in Stamm und Wurzel transportiert werden, um sich dort über Winter einzulagern. Doch die Natur ist noch ausgereifter in ihrer Perfektion. Sie sorgt auch dafür, dass nicht alle Stoffe zurück verlagert werden. Mit dem herbstlichem Laub rieselt auch Calcium (Ca) auf den Boden. Dieses ist in den Blattzellwänden festgelegt und dient dort als Stabilisator. Wer deshalb am Boden liegendes wertvolles Herbstlaub beseitigt und vernichtet, sorgt auf Dauer für eine Versauerung des Bodens. (CaCO3 = Kalk Calciumentzug = Kalkentzug = Versauerung) Doch das ist nicht alles. Auch der Hauptpflanzennährstoff Stickstoff (N) wird durch unlogische Sauberkeit biologisch dem Boden entzogen.


Verantwortlich sind Milliarden Pilze & Bakterien.



Wer seine Laubberge von Wegen, Plätzen und Rasen kompostiert, tut Gutes. (Siehe KOMPOST) TIPP: Nur dünne Laublagen vermischt mit (wenn möglich angetrockneten) Grasschnitt oder gehäckseltem Gehölz kann "schimmelfrei" verrotten. Wer hier - im wahrsten Sinne des Wortes - dick aufträgt, wird schnell merken und riechen, dass unter Sauerstoffabschluss jegliche Aktivität erstickt. Kompost darf GRUNDSÄTZLICH nicht stinken. Dann ist er ABFALL und gehört (darf) nicht im Garten gelagert werden. Das Ergebnis einer schlechten Mischung ist dann kein wertvoller Humus, sondern fauliger, stinkender Matsch. Fast wie ein "Naturwunder" scheint es zu sein, wenn auf den Beeten das aufgetragene Laub im kommenden Sommer verschwunden ist. Was ist passiert? Verantwortlich dafür sind Milliarden von Pilzen und Bakterien. Sie alle zersetzen den "Herbst" zu bester Gartenerde, und Regenwürmer ziehen es in ihre Erdröhren, um davon zu leben.


Entspannt in die Herbstzeit kommen.



Bevor herbstlich motiviert spontan zur Schere, Spaten oder Harke gegriffen wird - noch schnell eine Botschaft: Faulheit – so sagt man - ist nicht nur das halbe Leben, sondern kann auch beim Gärtnern als das „biologische Gesetz der Energieersparnis“ verstanden werden. Ab sofort bedeutet faul sein auch erfolgreich zu sein. Warum ist das so? Klar, Faule fällen keine Bäume, reißen keine Sträucher raus oder schneiden im Herbst im Aufräumwahn alles nieder, was da noch mehr oder weniger blühend oder fruchtend im Garten steht. Diese botanische Entschleunigung keine Erfindung unserer Tage. "Faulheit ist der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit." Das soll Immanuel Kant, 1724–1804; deutscher Philosoph einmal gesagt haben. Für das restliche 2020 und weitere Jahre gilt, etwas ruhiger etwas fauler, langsamer und gelassener gärtnern zu wollen.