Grüner "Tropenwald" gegen Stress



Gestresste Zeitgenossen wissen, wie gut es tut, sich intensiv und begeistert sich mit dem "blühenden Grün" zu beschäftigen. Die geduldigen "grünen Top(f)-Psychologen" sind für unseren seelischen Ausgleich gefragt denn je. Der "Tropenwald" im Topf hat eine lange Geschichte. Ägypter kultivierten bereits Pflanzen in Behältern, und vor rund 2.500 Jahren zeigten die Chinesen ihre blättrigen Exponate auf Gartenausstellungen. In vorchristlicher Zeit präsentierten bereits Griechen und Römer Lorbeerbäume in großen, irdenen Gefäßen. Und Pflanzen wurden im 16. Jahrhundert zum Schmücken von Festsälen und anderen Anlässen aufgestellt. Engländer bevorzugten in dieser Zeit als Fensterschmuck mediterrane Kräuter wie Majoran, Basilikum und Rosmarin. Und durch die Entwicklung der Warmwasser - Zentralheizung (1777) in Frankreich und fast zeitgleich in den Niederlanden war es möglich, dass eine Vielzahl von Pflanzen aus aller Welt bevorzugt aus Südamerika, Afrika, Asien und Australien in Wohnräumen "heimisch" werden konnten. Neuheiten wurden in botanischen Gärten bestaunt und besonders "adliges" wuchs in höfischen Gärten oder Orangerien. Um 1900 war die grüne, blühende, duftende und schmückende Zimmergrün - Auswahl bevorzugt auf widerstandsfähige Arten beschränkt. Diese Überlebenskünstler waren fähig, auch in dunklen, kühlen Zimmern zu gedeihen. In Kohlefeuer beheizten, zugigen Räumen überlebten vor allem buschige Farne, meterhohe Palmen und rankender Efeu. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte dieses möglich.

Mit größer werdenden Fenstern und gärtnerischem Know-how konnten in den folgenden Jahrzehnten immer mehr Pflanzen auf den Fensterbänken weiterwachsen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gehörten Begonien, Palmen, Cinerarien, Fuchsien, Clivien, Calceolarien, Alpenveilchen und Anthurien zu den beliebtesten Pflanzen. Viele erleben zur Zeit eine blühende Renaissance. Es gibt "böse" Zungen, die behaupten: Pflanzen im Zimmer sind ebenso widernatürlich wie Vögel in Käfigen. Stimmt diese Meinung wirklich? Der Gedanke, dass Menschen Pflanzen artfremd "gefangen" halten, ist allerdings nicht neu. Doch neben der Schönheit der Pflanzen war der Kontakt zur "fremden" Natur ein wichtiger Aspekt dafür, mit ihr zu leben. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Zimmerpflanzen allmählich eine gesellschaftliche Funktion übernahmen. Man ist überzeugt davon, dass ein Leben mit Pflanzen, ein aktives Umgehen mit ihnen sich positiv auf die seelische Gesundheit auswirkt. Vielleicht ein Grund dafür, warum heute - statistisch gesehen - vermutlich in jedem bundesdeutschen Haushalt haben 28 Zimmerpflanzen einen Platz in unseren Herzen gefunden. Rund 41,4 Millionen Personenhaushalte in Deutschland erfreuen sich nicht nur an "Ficus & Co". Damit sich auch Pflanzen freuen können, sind für gesundes Wachstum der geeignete Standort, die Wünsche an Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Nahrung, Substrat und Wasser zu erfüllen. Ganz nach dem bekannten Werbemotto: "Geht es der Pflanze gut, freut sich der Mensch".

Gartenbotschafter John Langley®